Der traditionsreiche Norddeutsche Regatta Verein in Hamburg setzt sich für Inklusion ein. Der Höhepunkt: Die Inclusion World Championship for Sailing kommende Woche. Torqeedo nimmt seine Verantwortung wahr und unterstützt die Veranstaltung mit Elektromotoren für Coach- und Arbeitsboote.
Das Piepsen der Armbanduhr wird immer schneller, ein längerer Ton und Trainer Ulf Gerlach hebt die Flagge in seiner Hand. Vier kleine Segelboote gleiten fast parallel auf die Startlinie zwischen zwei Bojen zu. Die Trainingsregatta beginnt. Wie jede Woche. Es geht um nichts – und doch irgendwie um alles.
Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass die Zweiercrews der vier Boote anders sitzen als die anderen Segler, die an diesem Tag auf der Außenalster im Zentrum Hamburgs kreuzen: Hintereinander positioniert, schauen sie aus weißen Schalensitzen direkt über den Bug – wie auf einem Tandem. Die vier Boote der Marke „Far East S/V14“ gehören zum Inklusionstraining des Norddeutschen Regatta Vereins (NRV), das seit dem Sommer 2020 einmal in der Woche auf dem urbanen Binnensee stattfindet. Die Hightech-Boote ermöglichen es mit allerlei Innovationen, dass auch Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen die Zeit auf dem Wasser sicher und komfortabel genießen können – und testen, wer der oder die Schnellste ist.
„Klar zur Wende!“ Ein Seglerinnen-Team auf der barrierefreien „Far East S/V14“. Bildrechte: Sven Jürgensen
Als der Wind auffrischt, wird der Unterschied deutlicher: Während Segler auf klassischen Segelbooten die Krängung mit Gewichtsverlagerung ausgleichen würden, dreht Susanne Krause auf der „Far East S/V14“ an einem Schalter, man hört ein Surren und die beiden Schalensitze kippen zur Seite – dank Elektromotor und Neigetechnik. Krause hat auch eine Art Fahrradlenker vor sich, mit dem sie das Boot steuert – statt mit einer Pinne. Vor ihr sitzt ihre Segelfreundin Katharina Menge und kontrolliert die Schote. An Land sitzt Susanne Krause im Rollstuhl, Menge nicht. Aber das spielt an Bord keine Rolle. Die Kommandos klingen wie auf allen Jollen. „Fock dicht holen“ – „Klar zur Wende“ – „Re“. „Hauptsache, die Manöver sind gut getimt“, sagt Krause.
Die Saison-Highlights stehen an
Gemeinsam mit den anderen Seglerinnen und Seglern des NRV-Inklusionsteams trainieren Krause und Menge gleich für zwei große Ereignisse: Den „Helgahard Cup.Inklusion“ vom 20. bis zum 22. August 2021 und die „Inclusion World Championship for Sailing“ vom 25. bis zum 29. August, die jeweils vor dem NRV Clubhaus auf der Alster stattfinden. Torqeedo unterstützt beide Regatten, wie auch das Inklusionstraining, mit Elektromotoren für die Begleitboote für Trainer und Schiedsrichter.
Der NRV gehört zu den traditionsreichsten Segel- und Regattaclubs in Europa. Im Clubheim sieht man viele Modelle und Ölgemälde alter Segelyachten. Gleichzeitig engagiert sich der Verein dafür, elektrische Mobilität auf der Alster und den vielen Kanälen der Millionenstadt einzuführen und den Segelsport für mehr Menschen zu öffnen. Große Herausforderungen, die durch neue Technologien und kulturelle Offenheit bewältigt werden können. „Inklusion passt perfekt zum Segeln“, sagt Ulf Gerlach, der Trainer der Inklusionsmannschaft. „Es geht stets darum, dass unterschiedliche Menschen an Bord zusammenarbeiten.“ Auf seinem Coachboat folgt er seinen Schützlingen auf der Alster. Dank des leisen elektrischen Antriebs kann er ihnen Anweisungen und Tipps einfach vermitteln.
„Wir setzen uns dafür ein, dass sich Menschen aller Art nachhaltig auf dem Wasser bewegen können“, sagt Matthias Schubert, Director Commercial Sales Torqeedo. „Die Stadt Hamburg ist ein großartiger Standort, weil sie traditionell offen für Vielfalt und Innovation ist.“
Das nächste Projekt: der barrierefreie Ausbau des NRV-Hafens. Bildrechte: Sven Jürgensen
Gleichstellung soll beim NRV in Zukunft auch an Land funktionieren. Der barrierefreie Umbau des Hafens soll bis Ende 2021 abgeschlossen sein. Momentan fahren noch freiwillige Helfer die Boote für das Inklusionstraining vor, da Susanne Krause und die anderen Seglerinnen und Segler mit körperlichen Einschränkungen nur einsteigen können, wenn die Boote quer zum Steg liegen. Außerdem bringen die Helfer das Zubehör zu den Booten. „Die Segel könnte ich mir einfach zwischen die Knie klemmen und im Rollstuhl transportieren“, sagt Krause, „wenn sie nicht im Keller liegen würden, zu dem man nur über Treppen kommt.“ Um Details wie diese soll es beim Umbau gehen. Dazu kommen barrierefreie Duschen und Umkleiden, besser befahrbarer Belag auf den Stegen und elektronische Türöffner.
Ein Netzwerk für den Wandel
Das Inklusionstraining findet in Hamburg vereinsübergreifend statt. „Komplette Barrierefreiheit und Niedrigschwelligkeit kann nur im Netzwerk geleistet werden“, sagt Sven Jürgensen, der Ausschussvorsitzende für Inklusion des NRV. Deshalb wurde in Deutschland eine Arbeitsgemeinschaft „Inklusives Segeln“ gegründet, bei der bislang neun Vereine teilnehmen, große und kleine, altehrwürdige und junge Institutionen. „So ergänzen wir uns, der eine Verein kann einen barrierefreien Steg anbieten, ein anderer schafft Angebote für blinde Menschen.“
Tobias Doberstein hatte schon einige Sportarten im Rollstuhl ausprobiert, durch einen Schnupperkurs kam er vor zwei Jahren auf das Segeln: „Mir hat es auf dem Wasser sofort gefallen. Wie man selbst die leichten Wellen spürt, dass es in einem Moment friedlich sein kann, im nächsten aufregend und nass.“
Im Jahr 2020, als der Helgahard Cup zum ersten Mal inklusiv ausgetragen wurde, waren Doberstein und seine Partnerin Christiane Willim auch dabei. „Das war unsere allererste Regatta zusammen, und ich bin direkt ins Wasser gerutscht“, sagt Doberstein. Neben ihm fängt Christiane laut an zu lachen: „Ich konnte dich gerade noch mit einer Hand am Kragen greifen, der Rest hing schon im Wasser.“ Die Sitze haben einen Anschnallgurt, weil die Boote bei starkem Wind trotz Kielgewicht sehr schief im Wasser liegen können. „Dieses Jahr nur noch angeschnallt“, sagt Doberstein.
Schritt für Schritt in die Zukunft
„Der NRV und seine Partner lenken mit Leuchtturmprojekten wie der World Championship die Aufmerksamkeit auf das Thema Inklusion“, sagt der NRV-Inklusionsverantwortliche Sven Jürgensen. Immer wenn er die inklusiven Teams auf dem Wasser sieht, wie bei der Kieler Woche 2021, bei der ein J/70-Team mit drei sehbehinderten und zwei sehenden Seglern antreten und gemeinsam auf dem Campingplatz übernachten wird, sei er beeindruckt, sagt er. „Es ist unglaublich, was die Segler leisten, wie gut sie kommunizieren. Das ist gelebte Inklusion.“
Die Cups und der Umbau des Hafens seien nur ein Teil des Plans, sagt Jürgensen. Es gehe nicht nur um den Zugang für körperlich oder geistig beeinträchtigte Menschen, sondern darum, grundsätzlich einen viel breiteren Teil der Gesellschaft an Bord zu holen als bisher. Das können zum Beispiel finanziell schwächere Menschen sein oder diejenigen, die kulturell bisher kaum Berührungspunkte mit dem Segeln hatten. Wie beim Förderprogramm „Tausche Ball gegen Pinne“ des NRV: Jugendliche aus Wilhelmsburg, wo mehr Menschen Migrationshintergrund haben, das Einkommen geringer und die Arbeitslosigkeit höher ist als im Hamburger Durchschnitt, lernen zum ersten Mal beim Schnuppersegelkurs die Alster kennen.
Im Mai 2022 soll das alles auf der European Inclusion Sailing Week in der Lausitz zusammenkommen: Workshops, Segelkurse, Regatten verschiedener Bootsklassen, Kinder- und Jugendprojekte, außerdem Aus- und Weiterbildungsangebote. Wie schnell kann sich eine alteingesessene Community diesen neuen Impulsen öffnen? „Der NRV ist anderen Vereinen in vielen Punkten voraus. Aber wir sind untereinander gut vernetzt und immer mehr Segelvereine melden sich bei uns“, sagt Susanne Krause. „Das inklusive Segeln wächst. Aber das geht eben nicht von heute auf morgen.“
Elektromobilität auf dem Wasser – für alle!
Torqeedo engagiert sich für eine Welt, in der wir das Leben auf Seen, Flüssen und Meeren genießen können, ohne die Umwelt zu zerstören. Die Werte Nachhaltigkeit und Offenheit leiten uns in allen Lebensbereichen an. Deshalb arbeiten wir daran, dass Torqeedo Elektromotoren für alle Menschen einfach und intuitiv zu bedienen sind.
Und kooperieren an unserem bayerischen Hauptsitz eng mit dem Unternehmen IWL, um Menschen mit Behinderungen in unsere Produktion zu integrieren. Und es ist uns eine Ehre, die inklusiven Regatten des NRV mit Elektromotoren für die Begleitboote für Trainer und Schiedsrichter zu unterstützen.
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