Torqeedo - Double down on electric mobility
Torqeedo - Double down on electric mobility
Torqeedo - Double down on electric mobility

Die neun Meter lange Cöllni ist das erste Arbeitsboot mit Elektroantrieb im Hamburger Hafen. Zwischen Container- und Kreuzfahrtschiffen steht sie für die emissionsarme Zukunft – denn schon 2030 soll die Binnenschifffahrt in der Hafenstadt komplett elektrisch sein. Eine Testfahrt.

Auf dem Kran über dem Kai sitzen kreischend die Möwen, als würden sie rufen: „Schaut euch die Cöllni an, kommt her! Kommt her!“ Es ist acht Uhr und auf der Schiffswerft von Cölln in Hamburg-Finkenwerder herrscht Hochbetrieb. In der Werkhalle sprühen die Funken, ein leichter Lackgeruch liegt in der Luft, Schleifgeräte surren. „Zurzeit machen wir die Hamburger Elbfähren fit für die Sommersaison“, sagt Jörg von Cölln, Inhaber der Werft und Chef von zehn Mitarbeitern. Eine wichtige Aufgabe, denn die Fähren sind zentraler Bestandteil des öffentlichen Verkehrsnetzes.

In einer Hafenstadt wie Hamburg bestimmt das Wasser seit jeher den Alltag und das Wirtschaftsleben. Hier findet die Mobilitätswende nicht nur auf der Straße statt, sondern auch auf der Elbe, den Kanälen und Binnengewässern. Am Anleger der Werft liegt ein kleiner grüner Schlepper, der diesen Wandel im Hamburger Hafen vorantreiben soll: Die Cöllni 1929 ist das erste vollelektrische Arbeitsboot der Stadt. Wo früher ein Dieselmotor knatterte und Abgase ausstieß, surrt nun das elektrische Hochvoltsystem Torqeedo Deep Blue 100i.

Lokale Lösung für globale Probleme

Die globale Schifffahrt trägt zwischen drei und sechs Prozent zu den Gesamttreibhausemissionen bei – ein Wert, der mit dem Luftfahrtsektor vergleichbar ist und weiter steigt. Schiffsdiesel gefährden nicht nur den globalen Klimaschutz, sondern auch die lokale Luftqualität in Städten wie der 1,8-Millionen-Einwohner-Metropole Hamburg. Die deutsche Naturschutzorganisation NABU hat nachgewiesen, dass in Abgasfahnen der Schiffe zwischen 250.000 und 400.000 Schadstoffpartikel auf einen Kubikzentimeter Luft kommen – als akzeptabel gilt ein Wert von 2.500.

Große Schiffe belasten die Hamburger Luft und das Klima – das E-Arbeitsboot zeigt, dass Leistung auch ohne Emissionen möglich ist.

Mit dem „Hamburger Klimaplan“ hat die norddeutsche Stadt 2022 eine Strategie vorgelegt, die die Klima- und Luftverschmutzung durch Kreuzfahrt- und Containerschiffe, Fähren, Schlepper und Ausflugsdampfer reduzieren soll. Die Elektrifizierung der Binnenschifffahrt soll neben der Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene einen entscheidenden Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen leisten. Die 27 Fähren, die auf der Elbe etwa zehn Millionen Fahrgäste pro Jahr befördern, sind noch alle mit Dieselantrieb unterwegs. Von den 18 Barkassen, die Touristen über die Alster fahren, werden immerhin zwei elektrisch angetrieben. Es gibt also noch viel zu tun.

Die Cöllni ist ein sogenanntes Festmacherboot, das im Verbund mit anderen Arbeitsbooten die riesigen Container- und Kreuzfahrtschiffe sicher an der Kaimauer vertäut. Für diese Aufgabe braucht es viel Power und eine große Wendigkeit, die Torqeedo Deep Blue verlässlich liefert. In Zukunft soll das 9,15 Meter lange und 3,22 Meter breite Boot auf der nahen Alster aktiv sein, etwa Passagierschiffe verschieben, Werkzeug und Material transportieren oder Brücken und Steganlagen vom Wasser aus reparieren.

„Die Zukunft des Hafens“, schrieb eine Zeitung über die Cöllni und ihren Deep Blue Elektroantrieb.

Dass die Cöllni all das ohne CO2-Emissionen und Motorenlärm erledigt, ist ein großer Schritt. Die größte deutsche Tageszeitung bezeichnete das kleine Boot schon als „E-Zukunft der Alsterschifffahrt und des Hafens“. Neben der Cöllni ist auf der Alster seit Kurzem ein Polizeiboot mit Torqeedo Elektromotor unterwegs. Bis zum Jahr 2030 soll die Alsterschifffahrt laut Beschluss der Stadt komplett emissionsfrei sein.

Tradition der Innovation

Jörg von Cölln ist ein echtes Hamburger Original, trägt eine Arbeitslatzhose und dazu das typische dunkelblau-weiß gestreifte Fischerhemd. In achter Generation leitet er den Familienbetrieb in Hamburg-Finkenwerder. Das Gründungsjahr der Werft: 1767, viele Jahrzehnte vor der Erfindung des ersten Dampfschiffs und des Dieselmotors. Jörg von Cölln hängt nicht an der Vergangenheit, sondern führt seine Firma in die Zukunft – indem er allen beweist, dass selbst ein altes „Eisenschwein“, also ein schweres Arbeitsschiff, mit Batterie und sauberer Energie betrieben werden kann. Der Umbau von Diesel auf E-Motor war laut von Cölln „recht unspektakulär“. Und das ist ein Kompliment: „Der Torqeedo Ingenieur und unsere Jungs von der Werft haben super zusammengearbeitet.“ Außerdem sei das Boot nach dem Umbau wesentlich leichter und brauche so weniger Energie. „Das Projekt zeigt, dass auch die Bestandsflotte der Arbeitsboote problemlos auf Elektroantriebe umgerüstet werden kann“, meint auch Matthias Schubert, Director Commercial Sales bei Torqeedo. „Die Erkenntnisse, die wir beim Umbau gesammelt haben, werden diesen Prozess beschleunigen.“

Jörg von Cölln betreibt einer Hamburger Werft in der achten Generation – und bekommt viele Anfragen von Unternehmen, die das E-Arbeitsboot testen wollen.

Im Hafen fungiert das Boot als Arbeitstier und Zukunftsbotschafter zugleich. „Es waren schon viele Unternehmensvertreter hier und haben eine Probefahrt gemacht“, berichtet Jörg von Cölln. „In dem Bereich ist viel in Bewegung, auch weil viele auf staatliche Subventionen warten.“ Unter anderem haben sich Fährbetriebe, Werften und Spezialfirmen, die sogenannte „Brückenkieker“ für die Wartung von Brücken und Gasleitungen betreiben, informiert. Auch der größte deutsche Festmacherbetrieb Hamburg Lines Men (HLM), der Seeschiffe jeder Größe vertäut, will eine Probefahrt mit der Cöllni machen. Das Post-Kohlenstoff-Zeitalter kommt mit schnellen Schritten – und keiner will zu langsam sein.

Unsichtbare Superkräfte

Auf den ersten Blick sieht die Cöllni aus wie andere Schlepper im Hamburger Hafen: massiger Eisenrumpf, kleine Kabine, dickes Tauwerk an Deck. Doch die Zündung des Motors erzeugt nicht das erwartete Dröhnen, Donnern und die Rauchwolken, die man vom Verbrennungsmotor kennt. Stattdessen gleitet die Cöllni beinahe lautlos das Finkenwerder Köhlfleet hinauf, nur vom leichten Gluckern der Schraube begleitet.

Wo einst der Schiffsdiesel knatterte und qualmte, arbeitet nun ein Torqeedo Deep Blue Elektromotor – leise und ohne Emissionen.

Der 57-jährige Werftbesitzer manövriert die Cöllni am Tankhafen mit den großen Tanks und Pipelines vorbei. „Ich bin angenehm überrascht von dem Ding“, sagt von Cölln. An den Bordcomputer, der die Batterieladung in Echtzeit anzeigt, habe er sich schnell gewöhnt. Auch der Service überzeugt. „Torqeedo liefert Batterie und Motor aus einer Hand. Und: Du kriegst da immer jemanden ans Telefon. So macht das Spaß.“ Auf der Elbe, die 100 Kilometer hinter Hamburg in die Nordsee mündet, ist die Batterielaufzeit vom Tidenhub abhängig. Bei einer Volllastfahrt gegen die Strömung kann das Arbeitsboot zwei Stunden schuften. Auf dem ruhigen Gewässer Alster, wo die Cöllni bald dauerhaft eingesetzt wird, sind ohnehin nur 8 km/h erlaubt, und die Energie reicht locker, um einen Arbeitstag lang Passagierschiffe zu verschieben oder Anlegestellen vom Wasser aus zu reparieren.

Einsatz mitten im Leben

 

Jörg von Cölln steuert das Boot im Hafen zwischen zwei riesigen Containerschiffen hindurch. Die Manövrierfähigkeit, sagt er, habe sich durch den Umstieg auf einen Elektromotor deutlich verbessert. „Man kann viel schneller umschalten von Top-Speed auf langsames Fahren. Der Motor reagiert eben auf Knopfdruck. Wenn man das nicht selbst erlebt hat, kann man sich das schwer vorstellen.“ Kurz demonstriert er noch den „Turbostart“. Mit Volldampf, aber ganz ohne Dampf startet die Cöllni voll durch. Festhalten! So eine Kraft, ganz ohne Lärm, ist man nicht gewohnt. „Der emissionsfreie, leise Betrieb schont Mensch, Tier und Umwelt zugleich“, sagt auch Matthias Schubert von Torqeedo. Er sieht vor allem Einsatzzwecke in urbanen und sensitiven Gebieten, zum Beispiel die innenstädtischen Kanäle und Umweltzonen, wo in Städten wie Amsterdam, Hamburg und Kopenhagen viele Menschen leben – oder am Ufer ihre Freizeit verbringen.

Als die Cöllni am heimischen Werftanleger ankommt, kreischen wieder die Möwen, diesmal zur Begrüßung. Sonst hört man eigentlich nichts.

Mehr Information:

Hochauflösende Fotos finden Sie in der:   › Torqeedo Dropbox

Mehr Informationen über den neuen Ansatz:   › THE FUTURE IS ORANGE

Den Hauptkatalog 2023 finden Sie hier:   › Katalog 2023

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