Elektrische Tragflächenboote zeichnen sich durch eine bisher unerreichte Geschwindigkeit und Reichweite aus – und sind eine Schlüsseltechnologie für die emissionsfreie Mobilität auf dem Wasser. Deshalb unterstützt Torqeedo innovatives Bootsdesign und angewandte Forschung wie bei der „Foiling Week“ am Gardasee.
Der „America’s Cup“, die älteste und berühmteste Segelregatta der Welt, ist für Segelsportbegeisterte immer ein Highlight. Doch als Luca Rizzotti den Cup im Jahr 2013 verfolgte, sah er mehr als nur eine spektakuläre Regatta. Er sah: die Zukunft. Die Katamarane waren damals erstmals mit Hydrofoils unterwegs, unter Wasser liegende Tragflügel. Sobald die Katamarane eine bestimmte Geschwindigkeit erreichten, hob sich das komplette Boot aus dem Wasser und segelte nur noch auf den Hydrofoils. Segelboote, so der Eindruck der verblüfften Weltöffentlichkeit, konnten plötzlich fliegen.
Luca Rizzotti segelte damals selbst eine 3,35 Meter lange Hydrofoil-Motte. „Aber ich dachte mir: Wenn sogar ein 22 Meter langes Boot foilen kann“, erinnert sich Rizzotti, „dann wird diese Technologie die Art und Weise, wie wir uns über das Wasser bewegen, komplett verändern.“ Um den Austausch in der wachsenden Foiling-Community zu fördern und die Technologie weiter zu verbreiten, gründete Rizzotti die „Foiling Week“ – eine Mischung aus Regatta, Fachkonferenz und Hightech-Messe.
Und blickt man zehn Jahre später an einem wolkenlosen Sommertag vom Yachtclub Fraglia Vela Malcesine aus auf den Gardasee, muss man feststellen: Die Zukunft, die Rizzotti 2013 erahnt hatte, ist Wirklichkeit geworden. Auf dem Wasser wimmelt es nur so von Booten, die mit ihren filigranen Hydrofoils die Gesetze der Physik auszuhebeln scheinen.
Die Kombination aus Geschwindigkeit und Ruhe ist der faszinierendste Aspekt des Foilings, da sind sich viele Segler einig.
Verdopplung der rein elektrischen Reichweite
Tragflügelboote haben den Vorteil, dass sie unter Fahrt deutlich weniger Wasser verdrängen. Der Reibungswiderstand sinkt dramatisch – und damit die benötigte Energie. So erreichen die Foiling-Boote nicht nur ungekannt hohe Geschwindigkeiten, sondern haben auch enormes Potenzial für Elektromobilität auf dem Wasser gelöst. „Bei einem Tragflügelboot reduziert sich der Energiebedarf zwischen 50 und 90 Prozent“, sagt Foiling-Experte Rizzotti. „Die rein elektrische Reichweite lässt sich so verdoppeln bis verdreifachen.“ Dieses Potenzial hat man bei Weltmarktführer Torqeedo schon vor langer Zeit erkannt – wie spektakuläre Foiling-E-Boote wie The Icon beweisen, eine Kollaboration mit BMW und dem Start-up Tyde, das von Deep Blue Elektromotoren betrieben wird und eine Reichweite von 500 Kilometern hat.
Als weltweiter Förderer von innovativem Bootsdesign ist Torqeedo auch langjähriger Partner der „Foiling Week“ – und unterstützt die Veranstaltung unter anderem mit einem Torqeedo Tornado RIB, das als Jury- und Coaching-Boot dient. An diesem Nachmittag begleitet es die Rennen der International Moth Class. Es ist mit einem elektrischen Deep Blue 50 Außenbordmotor ausgestattet und als das Boot geräuschlos aus dem Hafen gleitet, wirkt es wie von Geisterhand bewegt. Man kann sich schwer vorstellen, dass man sich noch leiser über das Wasser bewegen kann, bis ein Schwarm von 76 Foiling-Motten an einem vorbeischießt. Die Foiling-Boote produzieren nur noch ein feines, helles Singen, während die Tragflächen das Wasser durchschneiden. Die Geschwindigkeit ist atemberaubend: Gerade waren sie noch ferne Punkte am anderen Ufer, wenige Augenblicke sind sie ganz nah. „Man kann das Gefühl nicht in Worte fassen“, sagt Rizzotti. „Um Foiling zu verstehen, muss man es ausprobieren.“
Luca Rizzotti (links), Gründer der „Foiling Week“, und Torqeedo arbeiten seit Langem zusammen.
400 Boote in zehn Klassen nehmen an der zehnten Ausgabe der „Foiling Week“ teil – und einige der besten Segler und Seglerinnen der Welt. Zum Beispiel CJ Perez, die mit nur 19 Jahren eine der größten Nachwuchshoffnungen des amerikanischen Segelsports ist und bereits zwei Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften holte. „Foiling ist schnell, aufregend und die Stürze sind spektakulär“, sagt Perez. „Wie die Formel 1, nur auf dem Wasser!“
Foiling und Elektromobilität als perfektes Match
Der Vergleich zur Formel 1 ist passend gewählt. Denn Foiling ist Hightech mit enormen Ansprüchen an Material und Innovationsbereitschaft der Seglerinnen und Segler. „Um vorne mitsegeln zu können“, erzählt CJ Perez, „muss ich mich laufend über Neuheiten informieren und mein Boot aufrüsten, so schnell verändert sich die Technologie der Hydrofoils.“ Und sie ist sich sicher: Diese Innovationen der Elite-Segler werden bald auch das klassische Segeln und Boating verändern.
Denn obwohl das Prinzip der Tragflügel bereits im 19. Jahrhundert entdeckt und verstanden wurde, erwiesen sich Foiling-Boote lange als instabil und impraktikabel. Erst mit dem Aufkommen von leistungsstarken Hydro-Simulationen und ausgeklügelten „Flight Control“-Systemen, die die Winkel der Tragflächen steuern, können Boote verlässlich abheben. Dabei spielen Elektromotoren eine zentrale Rolle. „Elektroantriebe und Hydrofoils sind ein perfektes Match“, sagt Rizzotti. Elektroantriebe bringen mit dem hohen Drehmoment ein Boot schneller zum Schweben. Und die Kommunikation zwischen Bordcomputer, elektrisch verstellbaren Foils, Batterie und Elektromotor läuft optimiert.
Wahre Gläubige: Segelstar CJ Perez tritt in der Moth-Klasse an, Bruno Giuntoli gründete den Forschungswettbewerb „SUMOth“.
Der größte Vorteil der Foiling-Technologie ist für Rizzotti aber folgender: „Angesichts des dramatischen Klimawandels ist klar, dass die Zeit fossiler Antriebe zu Ende geht“, sagt er. „Deshalb ist es so wichtig, nachhaltige Alternativen zu entwickeln, die in Performance und Reichweite mithalten können. Und Foiling ermöglicht beides.“
Bei der „Foiling Week“ sind auch viele junge Ingenieure, Naval Architects und Designer dabei, die den Traum von einem wirklich grünen Boot verfolgen. „Wir brauchen Boote, die keine Emissionen mehr ausstoßen – und die auch nachhaltig produziert werden“, sagt der Argentinier Bruno Giuntoli, der vor fünf Jahren die „SuMoth Challenge“ gegründet hatte, die ebenfalls Teil der „Foiling Week“ ist. Dabei segeln Studierenden-Teams von unterschiedlichen Universitäten mit Motten um die Wette. Das Besondere: Die Boote werden nicht nur von ihnen selbst designt und gebaut. In die Wertung fließt auch ein, wie nachhaltig ihr Boot ist. „Wir möchten einen Bottom-up-Prozess anstoßen und den Studierenden Raum geben, mit frischen Ideen zu experimentieren“, sagt Giuntoli. „So sollen neue Methoden entstehen, die über kurz oder lang von der Industrie übernommen werden können.“ Um eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen, setzen die Teams sowohl auf recycelte als auch recycelbare Materialien. So wird aus einem defekten Mast ein neues Hydrofoil, statt energieintensiv hergestellter Carbonfaser sieht man viel Holz und Windsurf-Segel bekommen ein zweites Leben geschenkt.
Auf die Frage, wie sich das Foilen anfühlt, hat Luca Rizzotti dann doch noch eine Antwort: als „poetic speed“ beschreibt er das Gefühl, mit einem Tragflügelboot über das Wasser zu fliegen. Das klingt doch nach einem Gefühl, das wir alle bald erleben sollten.
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