New torqeedo products 2022
New torqeedo products 2022
New torqeedo products 2022

Die Plastikverschmutzung der Meere zu bekämpfen ist eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. Die Umweltorganisation One Earth – One Ocean stellt sich ihr und hat mit der Circular Explorer ein Boot entwickelt, das mit einem Torqeedo-Motor nun die Bucht von Manila säubert.

Wenn sich im Hamburger Hafen die Menschen zu einer Schiffstaufe versammeln, liegt für gewöhnlich einer dieser Kreuzfahrtgiganten oder Containerriesen vor ihnen. Die große Show mit Feuerwerk und Imbissbuden. An einem diesigen Sommertag ist ein gerade einmal zwölf mal acht Meter großes Gefährt an der Kaimauer vertäut, bei dem auf den ersten Blick nicht einmal ganz klar ist, ob es sich tatsächlich um ein Boot und nicht doch um ein schwimmendes Dock handelt. Kein Rahmenprogramm, nur einige wenige Kellner, die Kanapee-Pyramiden und Sektgläser über die Pier tragen. Und trotzdem: rundherum freudige Gesichter, Kameraleute, entgegengereckte Mikrofone und gezückte Notizblöcke.

Grund für die große Aufmerksamkeit ist die vielerorts überlebenswichtige Mission hinter dem ungewöhnlichen Boot: Es geht darum, die Meere vom Plastikmüll zu befreien. Ein zunächst größenwahnsinnig anmutendes Vorhaben, wenn man bedenkt, dass in ihnen laut WWF bereits geschätzte 86 Millionen Tonnen umherschwimmen und jedes Jahr fast 13 Millionen hinzukommen könnten. Doch das Boot zeigt im Kleinen einen Weg auf, wie es wirklich funktionieren könnte.

Torqeedo.powered Wavelab

Das Antriebssystem besteht aus einem Twin Deep Blue 50 i mit jeweils einer Deep Blue 40 kWh Lithium Batterie.

Die Circular Explorer, so wird das Boot getauft, gehört der Umweltorganisation One Earth – One Ocean und wurde in einer Lübecker Werft gebaut. Bei näherer Betrachtung handelt es sich um einen sehr speziellen Katamaran. Am Bug, zwischen den zwei Rümpfen, befindet sich ein ins Wasser ragendes Förderband, mit dem Plastik, aber auch Netzreste oder Holzplanken an Bord gelangen und dort von Menschenhand in Big Bags sortiert werden sollen. Seetang, Krabbeltierchen und Muscheln, also alles, was ursprünglich im Meer zu Hause ist, gehen über eine Rutsche am Heck zurück ins Wasser.

„Für uns ist dieses Projekt etwas ganz Besonderes. Wir freuen uns, etwas dazu beizutragen, damit die Natur ein Stück weit sauberer wird“, sagt Gregor Papadopoulos, Senior Sales Manager Central Europe bei Torqeedo. Denn angetrieben wird die Circular Explorer von zwei Torqeedo Deep Blue Motoren, jeweils mit einer Leistung von 50 Kilowatt. Die Energie beziehen sie über 24 Solarpanels auf dem 64 Quadratmeter großen Dach, das sich zur Sonne drehen und kippen lässt. Die zwei Deep Blue 40 kWh Lithiumbatterien an Bord werden vor einer Fahrt zur Sicherheit an Land geladen, scheint die Sonne, sind sie danach noch genauso voll wie vorher. Bei einer Geschwindigkeit von bis zu vier Knoten wird der Strom dann komplett unterwegs gewonnen. Erzeugung und Verbrauch sind nahezu identisch. Der Clou also: Die Circular Explorer säubert nicht nur, sie ist auch selbst sauber.

Torqeedo.powered Wavelab

Die 24 Solarpaneele lassen sich in Richtung Sonne ausrichten und sorgen dafür, dass das Torqeedo Deep Blue System die Circular Explorer antreiben kann. (Credit: One Earth – One Ocean)

Autonome Reinigungsboote und schwimmende Recyclinghöfe

Damit ist das Boot der nächste wichtige Schritt eines Vorhabens, das 2008 seinen Anfang nahm. Günther Bonin, ambitionierter Hobbysegler und damals noch IT-Manager, überführte ein Segelschiff von Vancouver Island nach San Diego. Unterwegs beobachtete er, wie die Besatzung eines Containerfrachters tonnenweise Müll in den Pazifik kippte. Ein Erlebnis, das ihn nicht mehr losließ. Zurück in München, seinem Zuhause, begann Bonin zu recherchieren, wie es um die Verschmutzung der Weltmeere stand, und war schockiert, wie wenig dagegen unternommen wurde.

Günther Bonin gab seinen IT-Job auf und gründete One Earth – One Ocean, um über die Verschmutzung der Meere aufzuklären, die Weltmeere zu erforschen und konkrete Wege zu entwickeln, deren Verschmutzung nachhaltig zu bekämpfen.

Ein besonders dringliches Problem stellt Plastik dar, das vor allem über Bord geworfen und über Flüsse ins Meer gespült wird. Letzteres vordergründig in Ländern, in denen es kein funktionierendes Abfallentsorgungssystem gibt. Eine massive Bedrohung für das maritime Ökosystem. Fische, Vögel und andere Lebewesen fressen Plastikteile, verletzen sich und verenden. Müll-Teppiche an der Wasseroberfläche verhindern, dass die Sonne in die Tiefe gelangt und Plankton und Algen entstehen können. Forscher der Ellen MacArthur Foundation haben vor ein paar Jahren herausgefunden: Läuft es weiter wie bisher, könnte das Plastik in den Ozeanen bis 2050 mehr wiegen als alle Fischschwärme zusammen.

„Wir müssen das Wasser sauber machen, sonst sägen wir uns alle Lebensäste ab“, sagt Günther Bonin. Die Vision des Organisationsgründers und seiner heute über 58 Mitarbeitenden ist es, eine weltweite maritime Müllabfuhr aufzubauen. Sie träumen von zigtausenden Müllsammelschiffen, die an allen größeren Flussmündungen unterwegs sind. Hinzukommen sollen autonom fahrende Pendants auf offener See, die den Müll per Satellit orten, ansteuern und abtransportieren. Recycelt wird direkt auf dem Wasser. Auf mittelgroßen, umgebauten Containerschiffen soll das Plastik zu Ballen gepresst werden. Später sollen die schwimmenden Recyclinghöfe sogar in der Lage sein, Plastik in Öl zu verwandeln.

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Schon im Jahr 2050 könnte das Gewicht von Plastikmüll das Gewicht aller Fische übersteigen – die Circular Explorer sammelt und recycelt den Müll.

Fünf Tage die Woche vor Manila im Einsatz

Wer all das für eine charmante Träumerei hält, dem sei gesagt: Wissenschaftler der Uni Kiel haben bereits eine Machbarkeitsstudie erstellt. Bonins Team arbeitet gerade an einen Plan, ein solches Recyclingschiff zu konstruieren. Von den kleineren Müllsammelschiffen sind weltweit bereits 13 im Einsatz. Sie reinigen den Nil in Ägypten, die Guanabara-Bucht in Brasilien und den Sangke-Fluss in Kambodscha. One Earth – One Ocean konzentriert sich zunächst auf Flüsse, Mündungen und Küsten in Afrika, Südamerika und Asien, die besonders stark zur Meeresverschmutzung beitragen. Doch die meisten der Müllsammelboote wurden bisher mit Diesel betrieben. Die Umwelt gleichzeitig säubern und belasten? Schwierig. Die Lösung: der Umstieg auf Solarenergie.

Die Circular Explorer wird spätestens im April 2022 vor Manila im Einsatz sein. Sie wurde auseinandergebaut, in vier Container verpackt und ist gerade unterwegs von Hamburg auf die Philippinen. Dort wird sie fünf Tage die Woche die riesige Bucht vor der Hauptstadt reinigen.

Bonins Team wird dann um etwa 20 weitere Beschäftigte anwachsen. Unter anderem werden bis zu sieben lokale Fischer auf dem Reinigungsschiff arbeiten. Sie seien von der Verschmutzung direkt betroffen und hätten daher ein besonders starkes Interesse, etwas dagegen zu tun, so Bonin. „Unser Ansatz ist es immer, sofort mit der Bevölkerung zusammenzuarbeiten.“ Hinzukommen Forscher und Lehrkräfte, die an Schulen und Universitäten für das Anliegen der Umweltorganisation sensibilisieren. Bonin: „Nur Müll einsammeln bringt ja nichts, wir müssen auch daran arbeiten, dass nicht immer wieder neuer ins Meer gelangt.“

Und auch Gregor Papadopoulos von Torqeedo hofft, dass Günther Bonins Vision einer weltweiten maritimen Müllabfuhr Wirklichkeit wird – aus Geschäftsgründen und aus Überzeugung, dass die Welt so zu einem besseren Ort wird. Eine tolle Win-win-Situation, wie er sagt.


Mehr Information:

Hochauflösende Fotos finden Sie in der:   › Torqeedo Dropbox

Den Hauptkatalog 2022 finden Sie hier:   › Hauptkatalog 2022

Katalog für gewerbliche Anwendungen 2022:   › Katalog für gewerbliche Anwendungen 2022

Maritime Müllabfuhr mit E-Antrieb

10 MÄRZ 2022 • 7 MIN LESEZEIT
  • Technologie