Domani
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Die Bootsbau-Partner von Torqeedo beeindrucken mit innovativen Designs, die das Potenzial der Elektromobilität auf dem Wasser zeigen. Hier teilt Michael Goddaert, der mit dem Start-up Domani den Daysailer neu erfunden hat, seine Vision für die Zukunft des Segelns.

Michael, es sieht gut für euch aus. Kurz nach eurem Start wurde eure Domani S30 2019 für die renommierte Auszeichnung „Europäische Yacht des Jahres“ nominiert.

Auf jeden Fall. Drei Monate nachdem wir das Unternehmen gegründet haben, verkauften wir schon unser erstes Segelboot. Zwei Jahre nach Produktionsbeginn haben wir zwölf Boote verkauft. Normalerweise dauert es etwa zwei Jahre, bis eine neue Marke ihr erstes Produkt präsentiert. Wir sind selbst ein bisschen beeindruckt.

Warum hatte Domani so schnell Erfolg?

Schwer zu sagen. Wir schauen uns an, was sich in der Gesellschaft und auch außerhalb der Segelszene tut. Ein Boot muss gute Segeleigenschaften haben und schnell sein, damit Segler Spaß haben. Aber es gibt immer auch Leute mit weniger Segelerfahrung an Bord, die ihre Zeit trotzdem genießen sollen. Diese Menschen haben andere Bedürfnisse: Zugang zum Wasser, ein Sonnendeck, Platz und Komfort. Wir wollten die perfekte Balance zwischen Design, Leistung und dem Genuss des Yacht-Lifestyles finden. Ich habe mein ganzes Leben lang nach der Yacht meiner Träume gesucht. Aber es gab sie nicht. Also haben wir beschlossen, sie selber zu bauen.

„Die Yacht meiner Träume gab es nicht“, sagt Michael Goddaert, Pilot und begeisterter Segler aus Belgien. „Also haben wir sie gebaut.“

Die S30 ist nur mit Elektroantrieb erhältlich. Warum?

So wollte ich es schon immer machen. Der elektrische Antrieb ist effizient, leise, und es gibt keine Abgase, keinen Benzingeruch und keine Motorvibrationen. Außerdem erleben wir im Moment einen Elektrohype. Es ist der richtige Zeitpunkt, um 100 Prozent elektrisch zu werden.

“Elektrische Antriebe sind effizient, leise – und es gibt keine Abgase und Vibrationen. Es ist der richtige Zeitpunkt, um 100 Prozent elektrisch zu werden.”


Wie war das Feedback eurer Kunden?

Generell interessieren sich die Menschen sehr für Innovationen und Ökologie – elektrische Antriebe, Verbundwerkstoffe und die Art und Weise, wie wir die Boote bauen. Ich dachte, wir würden mehr kritische Fragen zu unseren Elektromotoren hören. Und ja, es gibt einige Menschen, die fürchten, dass es Probleme beim Laden geben könnte. Häfen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien und den Niederlanden sind gut ausgestattet, aber im Mittelmeer liegen Boote oft an Moorings. Für Kunden, die keinen Zugang zum Landstrom haben, funktioniert das Aufladen mit Solarenergie unter der Woche gut. Mit einer voll aufgeladenen Lithiumbatterie gehen sie ins Wochenende, die beste Segelzeit. Die S30 segelt bei leichtem Wind sehr gut; ein weiteres Merkmal, das zeigt, dass sie sich für den elektrischen Antrieb gut eignet.

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Die Domani S30 im Einsatz bei den „Torqeedo Electric Days“ auf dem Starnberger See.

Welche Auswirkungen hat der elektrische Antrieb auf das Design?

Wir haben viel mehr Freiheiten. Das alte Designdogma lautete „form follows function“. Das traditionelle Segelboot wurde um den Dieselmotor, die Tanks und die Achse herum gebaut, die die Kraft vom Motor auf den Propeller überträgt. Mit einem Elektroantrieb ist der Designer frei: Denn der Motor ist viel kleiner und leichter, und wir können die Batterien dort unterbringen, wo wir wollen. So haben wir viel mehr Platz. Und auch unser Schiffsarchitekt ist sehr zufrieden mit der Gewichtsverteilung.

Was macht ihr mit dem gewonnenen Raum?

Der Dieselmotor musste immer in der Mitte des Bootes sein, weil er so schwer ist. Indem wir den elektrischen Antriebsstrang unter Wasser verlegten, konnten wir einen gemütlichen Platz für bis zu fünf Personen schaffen und für andere Dinge, die sonst nur größere Yachten haben: ein Sonnendeck, eine großzügige Kabine und Platz für Tauchausrüstung, einen Seabob und andere Spielzeuge.

Das Designteam von Domani: Produktionsleiter Jaap de Jonge (rechts) und Designer Jonathan Anthierens.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren von Torqeedo?

Wir haben die gleiche Denkweise: vollständig elektrisch und emissionsfrei. Die Montage des Torqeedo Cruise Pod-Systems in unser Boot ist so einfach – tatsächlich Plug-and-play. Und wir haben die S30 von Grund auf mit elektrischem Antrieb im Kopf geplant und gebaut. Das macht die Arbeit sehr leicht. Bei einem Segelboot dreht sich alles um Balance und Gewicht.

Wie funktioniert euer Designprozess?

Früher hast du einen Schiffsarchitekten angerufen und gesagt: „Ich brauche ein Acht-Meter-Segelboot“, und das hat er dann geliefert. Aber ich glaube, dass gutes Design aus der Auseinandersetzung und dem Austausch mit anderen Menschen entsteht. Wir arbeiten mit dem niederländischen Schiffsarchitekten Peter Bosgraaf zusammen, und unser belgischer Designer ist Jonathan Anthierens, der viel Automobildesign macht. Wir arbeiten dezentral, senden uns Entwürfe digital und halten Skype-Konferenzen ab. Aber alle paar Wochen haben wir Design-Meetings an einem Ort.

Effiziente Fertigung: Das Domani-Team braucht nur sechs Wochen für ein neues Boot.

Welche Designer und Architekten haben euch inspiriert?

Ich liebe Le Corbusier und Santiago Calatrava, die Gebäude von innen heraus geplant und die Bedürfnisse der Nutzer in den Mittelpunkt gestellt haben und heute noch stellen. Wie schon Le Corbusier kreiert auch Calatrava völlig Neues, das auf den ersten Blick Sinn ergibt. Wir haben ganz ähnlich gearbeitet: Wir wollten genug Platz für fünf Leute in der Kabine und ein Sonnendeck und haben das Boot auf Basis dieser Bedürfnisse geplant. Heraus kam eine Yacht, die unverwechselbar und einzigartig ist und doch viele wiedererkennbare Elemente der Segelgeschichte aufweist. Auch Luca Bassani und seine Wally-Serie haben uns stark beeinflusst: die minimalistischen Decks ohne Seilwinden. Er hat diesen Trend gestartet. Er hatte Kunden, die sich getraut haben, etwas völlig anderes zu machen. Und er hatte ein gutes Timing. Nur so kann man Dinge verändern. Ich glaube, mit dem elektrischen Antrieb könnte es ganz ähnlich sein. Du hast Vordenker wie die bei Torqeedo und externe Faktoren wie den Dieselskandal und die Klimakrise. Das ändert alles.

68 große deutsche Unternehmen appellieren gemeinsam mit Torqeedo an die Politik, Maßnahmen zur Bewältigung der Folgen der Corona-Krise mit ambitionierter Klimapolitik zu vereinen.

Ein Segelboot hat eine lange Lebensdauer von 40 bis 50 Jahren, nicht fünf bis zehn wie ein Auto. Das ist schon mal ein Pluspunkt. Und wir verwenden keine Harthölzer. Teakholz ist ein großartiges Material für den Einsatz auf dem Salzwasser, aber es dauert Hunderte von Jahren, bis so ein wunderschöner Baum gewachsen ist. Die meisten Bootsbauer verwenden weiterhin Sechs-Millimeter-Teakholz; wir verwenden Permateek, ein vollständig recyceltes Material, das wie Holz aussieht und sich auch so anfühlt. Wir sehen auch bei den Materialien viele Innovationen wie Naturfasern und styrolarme Harze als Ersatz für Glasfasern. Das ist gerade eine sehr spannende Zeit.

Integriertes Design: Der Torqeedo Cruise 2.0 Pod-Antrieb kann mit den Fingerspitzen gesteuert werden.

Die S30 wirkt fast wie ein Einzelstück: Wie arbeitet ihr mit Kunden zusammen?

Wir verkaufen die meisten Boote direkt an die Endnutzer. Viele wollen sich einbringen, wollen unsere Werft besuchen und ihre Ideen und Träume im Superyachtstil und -service umsetzen lassen. Dazu verwenden wir digitale Tools. Für jedes Boot haben wir eine WhatsApp-Gruppe, damit wir dem Eigentümer Fotos vom Fortschritt schicken können und in der wir Videokonferenzen mit Zulieferern und Kunden halten. Wir nutzen die Gruppe auch als Service-Tool, damit Kunden sich bei Fragen an uns wenden können. Es ist eine intensive Beziehung, aber wir bekommen dafür im Anschluss auch Fotos von der Taufe eines Bootes oder vom Tacho bei voller Geschwindigkeit.

Wie sieht deine Vision für die Zukunft des Bootfahrens aus?

Menschen wollen Boote eher erleben, anstatt sie zu besitzen. Sharing und Co-Eigentum sind große Trends. Es könnte bald eine Seite wie Airbnb geben, auf der man zum Beispiel das perfekte Boot für ein Segelwochenende finden kann. Den Rest des Jahres unternimmt man dann andere Dinge, wie Skiurlaube oder Städtetrips. In Zukunft werden wir weniger Boote in den Häfen haben, aber diese Boote werden häufiger genutzt werden. Das ist auch effizienter und umweltfreundlicher.

Mehr Informationen:

Hochauflösende Fotos finden Sie in der:   › Torqeedo Dropbox

Den Produktkatalog 2020 finden Sie hier: › Katalog 2020


Biografie

Michael Goddaert ist schon sein ganzes Leben lang ein begeisterter Segler, interessierte sich aber „immer mehr für die technischen Aspekte der Boote als das eigentliche Segeln“. Er ist ausgebildeter Pilot und verbringt immer noch 50 Prozent seiner Arbeitszeit in einem Eurowings-Airbus. Vor der Gründung von Domani baute er die Segelyacht Zeydon Z60, die in Zusammenarbeit mit dem BMW Studio Designworks in München entworfen wurde.



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23 APRIL 2020 • 6 MIN LESEZEIT
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