Torqeedo Greenline
Torqeedo Greenline
Torqeedo Greenline

Im Frühjahr 2021 nimmt die erste vollelektrische Charter-Flotte ihren Betrieb am norwegischen Telemark-Kanal auf: Das Projekt zeigt, wie Hightech-Elektromobilität und staatliche Investments den Weg in eine CO2-ärmere Zukunft ebnen.

Es gibt mehr als sieben Weltwunder auf diesem Planeten. Je nachdem, in welchem Land man sich befindet, hört man unterschiedliche Antworten auf die Frage, welches Bauwerk oder Projekt unbedingt auf die Liste der größten Leistungen der Menschheitsgeschichte gehört, gleich neben die Pyramiden und den Koloss von Rhodos. In Norwegen zum Beispiel sind sich die Menschen ziemlich sicher, dass der Telemark-Kanal das achte Weltwunder ist.

„Ein ganz besonderer Ort“, sagt Nora Sjögren Johre, 32, „so pur und ursprünglich.“ Nach Jahren in Stockholm und Oslo ist die Marketing-Expertin gerade in ihre Heimat an der Nordatlantikküste zurückgekehrt, „um etwas zu bewegen.“

Die Anwohner sind zu Recht stolz auf die Wasserstraße. 105 Kilometer lang führt sie von Skien nach Dalen, vom Meer in die Berge, und überwindet dabei 72 Höhenmeter und acht Schleusen. Entlang des Kanals präsentiert sich ein Norwegen, wie man es aus dem „National Geographic“-Dokumentationen kennt: Raue Landschaften ziehen unter einem hohen Himmel vorbei, Sägewerke und Farmland, Kiefernwälder und schroffe Felsen.

Der Kanal wurde Mitte des 19. Jahrhunderts mit einfachsten Mitteln in die wilde Landschaft getrieben. Die Menschen hier haben also Erfahrung darin, die Natur zu ihrem Zweck zu nutzen – und sie doch gleichzeitig zu schonen. Das ist heute nicht anders. Denn Nora Sjögren Johre und ihre junge Firma Canal Boats errichten entlang des Telemark-Kanals und an der Küste die weltweit erste vollelektrische Charter-Flotte der Welt. Ab Frühjahr 2021 werden sechs Charter-Boote der slowenischen Werft Greenline Yachts zwischen Küste und Hochland hin- und herfahren – mit Torqeedo Deep Blue Elektromotoren.

Mit emissionsfreien Antrieben genießt man die Natur, ohne sie zu schädigen. Bildrechte: Telemark brand image

Die Greenline Yachten sehen mit den großen gebogenen Fenstern und den dunkelblau schimmernden Solarzellen auf dem Dach aus wie Fahrzeuge aus einer nicht allzu weit entfernten Zukunft. Die Greenline E-Drive-Modelle 33 und 39 haben bei voller Batterieladung eine Reichweite von 50 Seemeilen, die Spitzengeschwindigkeit liegt bei elf Knoten. Die etwa zwölf Meter lange Greenline 39 E-Drive wurde 2019 auf der Boot Düsseldorf vorgestellt – und weltweit bereits zehnmal verkauft. „Die Nachfrage nach Yachten mit elektrischen Antriebssystemen steigt rasant“, sagt Luca Raumland, Head of Sales and Marketing bei dem Mutterkonzern SVP Yachts. Die slowenische Werft ist gut auf die Mobilitätswende vorbereitet, seit 2008 stattet sie ihre Modelle mit Hybrid-Antrieben im Niedervoltbereich aus. Ab 2030 will sie nur noch Yachten mit E-Drive und Hybrid-Antrieben herstellen. Als Greenline Yachts vor einigen Jahren leistungsstarke Hochvolt-Elektromotoren benötigte, erzählt Raumland, „war klar, dass wir nur mit einem Hersteller arbeiten, der alle Systemteile aus einer Hand anbietet. Die Torqeedo Antriebssysteme passen da perfekt!“ Das Rumpfdesign der Greenline Yachten wird bereits bei der Planung für Elektromotoren optimiert – was Reichweite und Energieeffizienz verbessert.

Während man in vielen Ländern noch über die Energiewende spricht, stammen in Norwegen mehr als 90 Prozent der im Land erzeugten Elektrizität aus erneuerbaren Energien. Und viele Norweger wie Nora Sjögren Johre fahren ganz selbstverständlich mit dem Elektroauto ins Büro. 2020 hatten 54 Prozent aller verkauften Neuwagen in Norwegen einen Elektromotor, bis 2025 soll die Verbrennerquote weiter sinken, nämlich auf null. Doch in einem Land, das so sehr von und mit dem Wasser lebt, geht es natürlich nicht nur um den Straßenverkehr. Der Nationale Transportplan formuliert das Ziel, bis zum Jahr 2030 die Emissionen aller im Binnenverkehr eingesetzten Schiffe und Boote um die Hälfte zu reduzieren. Die gesamten Treibhausgasemissionen des Landes sollen bis dahin um mindestens 40 Prozent reduziert werden.

Damit der große Plan aufgeht, müssen Menschen wie Nora Sjögren Johre auf lokaler Ebene ein Risiko eingehen und etwas verändern. Denn Sportboote allein, das zeigen Zahlen von Statistics Norway, stießen im Jahr 2017 531.000 Tonnen CO₂-Äquivalente aus – mehr als alle Fischerboote (339.000 t) und alle Motorräder, Mopeds und Schneemobile des Landes zusammen (146.000 t). Erst am 1. Juli 2020 gründete Johre mit Geschäftspartnern Canal Boats, ein Jahr später schon sollen Touristen in den Charter-Booten durch den Kanal fahren. „Es war eine echte Achterbahnfahrt“, sagt Johre, „es ging alles so schnell, weil vom Bootsbauer bis zum Gemeinderat alle an das Projekt glauben.“ In vielen Zoom-Konferenzen berieten Luca Raumland und Stephan Bayerle, Manager Global Accounts bei Torqeedo, das norwegische Start-up – zu Themen wie Motoren-Set-up oder Ladeinfrastruktur.

An der Küste und entlang des Telemark-Kanals geht den Greenline Yachten der Strom nie aus. Bildrechte: Canal Boats Telemark

Ein Netz von zehn Fast-Charging-Stationen am Telemark-Kanal und an der Küste rund um die Stadt Porsgrunn (siehe Karte) lädt die Batterien der Boote, die ebenfalls von Torqeedo stammen, innerhalb kürzester Zeit. „Anstatt über Nacht an eine Steckdose gebunden zu sein, tankt man grünen Strom im Hafen. Der Urlaub muss nicht mehr unterbrochen werden“, sagt Stephan Bayerle. Bei einem Ladestand von 20 Prozent dauere es maximal drei Stunden, bis die Akkus voll sind. Die Installation der Ladestationen wird von einer Tochtergesellschaft des norwegischen Ministeriums für Klima- und Umweltschutz finanziert. Im Februar hat Canal Boats gemeinsam mit den Kommunen den Förderantrag abgegeben – eine Bewilligung dauert üblicherweise eine Woche. „Am Beispiel von Norwegen sieht man, dass das Investment in Infrastruktur der Schlüssel zu flächendeckenden Veränderungen ist“, sagt Luca Raumland. Das Canal Boats-Projekt ist eine gute Kombination aus Hightech, Wirtschaftspolitik und Kreativität. „Bei der Einrichtung der Ladestationen haben wir auch darauf geachtet, dass Aussichtspunkte oder gute Restaurants in der Nähe sind“, sagt Nora Sjögren Johre, „elektrische Mobilität ist kein Verzicht, sondern ein Gewinn an Lebensqualität.“

Das Deep Blue 50 kW Innenbord-Antriebssystem ist mit einer bis drei Deep Blue Batterien ausgestattet. Bildrechte: Greenline

In wenigen Monaten können Touristen – so es das Corona-Infektionsgeschehen in Europa zulässt – die norwegische Natur auf geräusch- und emissionslose Art und Weise erkunden. Ein faszinierendes Abenteuer, denn der Telemark-Kanal ist keine schnurgerade Wasserstraße. Hier zeigt sich Norwegen in seiner ganzen Vielfalt: Mal verengt sich der Weg, und steile Klippen ragen ringsum empor, dann gleitet man auf spiegelglattem Wasser an Obsthainen oder ursprünglichen skandinavischen Dörfern vorbei, mit etwas Glück sieht man wilde Elche. Das gesamte Projekt soll, so Johre, 200 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Und auch die Nutzer selbst profitieren. Während man für einen einwöchigen Bootsurlaub mit Verbrenner laut Canal Boats im Schnitt 350 Euro für Diesel investieren muss, kalkuliert man mit Stromkosten von weniger als 70 Euro.

Traditionelle skandinavische Dörfer säumen den Telemark-Kanal – in einigen von ihnen gibt es nun Ladestationen. Bildrechte: Telemark brand image

Das Torqeedo Deep Blue System übernimmt das komplette Energiemanagement. „Auf konventionell angetriebenen Charter-Booten herrscht immer Energiemangel“, sagt Stephan Bayerle, „man hat normalerweise nicht mehr Komfort als in einem Campingmobil.“ Auf den Greenline Yachten gibt es hingegen Cerankochfeld und Kühlschrank – Energie ist auch dank der Solarzellen auf dem Dach reichlich vorhanden. Außerdem muss der klassische Hausboot-Skipper immer auch Bordmechaniker sein, sagt Bayerle. Mit dem selbstregulierenden Torqeedo System reicht ein Knopfdruck, um Schub zu geben oder den Antrieb zu überwachen. Man ist nicht nur mit einem grünen Gewissen unterwegs, sondern auch mit erhöhtem Komfort.

Das Torqeedo Deep Blue System übernimmt das komplette Energiemanagement. „Auf konventionell angetriebenen Charter-Booten herrscht immer Energiemangel“, sagt Stephan Bayerle, „man hat normalerweise nicht mehr Komfort als in einem Campingmobil.“ Auf den Greenline Yachten gibt es hingegen Cerankochfeld und Kühlschrank – Energie ist auch dank der Solarzellen auf dem Dach reichlich vorhanden. Außerdem muss der klassische Hausboot-Skipper immer auch Bordmechaniker sein, sagt Bayerle. Mit dem selbstregulierenden Torqeedo System reicht ein Knopfdruck, um Schub zu geben oder den Antrieb zu überwachen. Man ist nicht nur mit einem grünen Gewissen unterwegs, sondern auch mit erhöhtem Komfort.

Mehr Information:

Hochauflösende Fotos finden Sie in der:   › Torqeedo Dropbox

Den Hauptkatalog 2021 finden Sie hier:   › Katalog 2021

Den kommerziellen Katalog 2021 finden Sie hier:   › Kommerzieller Katalog 2021

Die Website von Canal Boats finden Sie hier:   › Canal Boats Website

 

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11 FEBRUAR 2021 • 7 MIN LESEZEIT
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