Die niederländische Werft Saffier Yachts hat gleich zweimal in Folge die prestigeträchtige Auszeichnung „Europäische Yacht des Jahres“ gewonnen. Dennis Hennevanger, Eigentümer in zweiter Generation, erklärt, was hinter dieser monumentalen Leistung steckt – und warum die Zukunft des Segelns elektrisch ist.
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit für euch bei Saffier Yachts?
Sehr wichtig. Wir waren schon immer ein Vorreiter für neue Ideen und Technologien. Vor 13 Jahren begannen wir, unsere Boote mit künstlichen Teakholz-Decks auszustatten, weil wir nicht dafür verantwortlich sein wollten, noch mehr große Bäume zu fällen. Teakbäume brauchen Hunderte von Jahren, um zu wachsen, und alte Wälder sind die Lungen unseres Planeten. Meiner Meinung nach ist unsere nachhaltige Lösung in vielerlei Hinsicht sogar besser als die traditionelle Bauweise: haltbarer, widerstandsfähiger, nachhaltiger.
Die preisgekrönte Se 33 Life ist mit Elektro- oder Dieselantrieb erhältlich, während die Se 27 Leisure, die 2021 den ersten Preis erhielt, ausschließlich mit Elektroantrieb erhältlich ist. Wann haben Sie angefangen, Elektromobilität zu nutzen?
Wir haben vor etwa zehn Jahren begonnen, mit der Technologie zu experimentieren. Zu früh, wie wir jetzt wissen. Damals wurden die meisten elektrischen Segelantriebe von nerdigen Ingenieuren entwickelt, die wenig Kundenbezug hatten. Man musste die Technologie wirklich ein bisschen verstehen, um sie nutzen zu können. Aber die meisten Kunden wollen einfach nur einen Knopf drücken, den Motor ein oder zwei Stunden lang nutzen, zurück zum Steg fahren und die Batterien wieder aufladen. Wir haben Torqeedo immer als die wichtigste Marke gesehen. Dann brachten sie den Cruise Fixed Pod heraus, einen direkt am Rumpf befestigten Elektromotor. Das war der Moment, auf den wir gewartet hatten.
Der neue Cruise Pod – leise, umweltfreundlich, leicht und platzsparend unter Deck.
Was macht einen Tag auf dem Wasser für Sie perfekt?
Stabilität, Seetüchtigkeit und Sicherheit – egal, ob man starken Wind oder gar keinen Wind hat. Wir konstruieren unsere Boote so, dass man immer einen tollen Tag auf dem Wasser mit Familie und Freunden verbringen kann. Deshalb haben unsere Daysailer große Cockpits, in denen bis zu neun Personen bequem Platz finden. Und sie sind einfach zu segeln, sodass man keine Crew braucht, um das Boot zu bedienen. Und die Geschwindigkeit? Auch sehr wichtig. Unser Motto lautet: schnell, spaßig und sicher.
Wie sieht euer Research & Development-Prozess genau aus?
Zunächst einmal hören wir uns das Feedback unserer Kunden genau an – und zwar so detailliert wie möglich. Vor einigen Jahren gefiel einem Kunden die Höhe der Rückenlehne auf dem Deck nicht, also passten wir das Design bei den nächsten Booten an und bekamen danach viele Komplimente von verschiedenen Seglern.
Die Torqeedo-Bedienfelder sind nahtlos in das elegante Design integriert, für das Saffier Yachts bekannt ist.
Wie entsteht aus einer Idee ein fertiges Design?
Im Grunde genommen fragen mein Bruder und ich uns: Was würden wir richtig gut finden? Wir segeln jeden Tag, wir nutzen unsere Boote und andere Boote, und wenn wir das Gefühl haben, dass wir in eine bestimmte Richtung gehen sollten, entspricht das normalerweise auch einem kommenden Markttrend. Unsere nächste Frage: Was ist der Anwendungsfall? Bauen wir ein Boot für Binnengewässer oder für das Meer? Im Moment entwerfen wir zum Beispiel ein neues Boot, das genau wie die Se 27 Leisure mit einem Torqeedo-Elektromotor ausgestattet sein wird. Da uns aber viele Kunden, die ihr Boot lieber an einer Boje als an einem Steg liegen lassen, nach Ladelösungen gefragt haben, werden wir das Boot mit Solarzellen ausstatten – mit Landstrom als Alternative. Die Herausforderung besteht nun darin, die Solarmodule so zu gestalten, dass sie mit dem Boot verschmelzen und das Sonnenlicht aus allen Winkeln einfällt – und trotzdem alles gut aussieht. Das ist eine andere Art des Denkens.
Spannend … wann wird das neue Boot verfügbar sein?
Sie wird 2023 auf der boot in Düsseldorf vorgestellt. Bleiben Sie also auf dem Laufenden! Wir haben bereits etwa 20 Bestellungen, ohne dass wir Einzelheiten über die genaue Länge oder so veröffentlicht hätten.
Welche Auswirkungen hat der Elektroantrieb auf das Design, von der Schiffsarchitektur bis zur Innenausstattung?
Die Elektromotoren sind so leicht! Ich meine, ein 1.850 kg schweres Boot verliert 150 kg, wenn man den schweren Dieselmotor und die Tanks loswird. Je leichter ein Boot ist, desto schneller kann man fahren. Das ist ein großer Vorteil. Und im Inneren des Boots hat man plötzlich viel mehr Platz, denn der Elektromotor ist kleiner als ein Dieselmotor und sitzt unter dem Boot und nicht in der Kajüte.
Was machen Sie mit all dem neu verfügbaren Platz?
Nun, es ist der perfekte Platz für einen Kühlschrank, um einen schönen Sauvignon Blanc zu kühlen (lacht). Im Ernst, der Dieselmotor befand sich früher hinter der Treppe zum Cockpit, also war das wirklich ein sehr guter Platz für einen Kühlschrank. Und das haben wir dann auch gemacht.
Im Jahr 2023 wird Saffier einen Tagessegler zu Wasser lassen, der sich über Solarpanele auch an der Boje aufladen kann.
Wie arbeiten Sie mit den Ingenieuren von Torqeedo zusammen?
Wissen Sie, unser Unternehmen verkauft etwa 150 Boote pro Jahr – und zwar auf der ganzen Welt. Daher ist es für uns sehr wichtig, mit weltweit bekannten Unternehmen zusammenzuarbeiten. Wir denken, dass Torqeedo die größte und beste Marke im Bereich Elektroantrieb ist. Wenn wir ein Boot entwerfen, helfen uns diese Experten technisch sehr – wir tauschen Ideen aus und so weiter. Und wenn ein Design oder eine technische Lösung nicht wie geplant funktioniert, geben diese Jungs nicht klein bei. Sie kommen extra aus München angereist, um das Problem zu lösen. Es ist eine gute Beziehung, so wie sie sein sollte.
Wie wird sich der Segelsport in den nächsten Jahren verändern?
Ich glaube, die Pandemie hat den Status und das Image des Segelns wirklich verändert. Während der Lockdowns haben viele Menschen erkannt, dass die größte Freiheit, die man heute haben kann, auf dem Wasser liegt. Und aufgrund all der nachhaltigen und benutzerfreundlichen Innovationen der letzten Jahre – Elektromotoren, neue Materialien, elektrische Winden – ist der Sport viel zugänglicher als früher. Die Gemeinschaft der Segler wächst derzeit, und das ist gut so. Denn es gibt nichts Nachhaltigeres, als den Wind zu prüfen und die Segel zu setzen.
Mehr Information:
Hochauflösende Fotos finden Sie in der: › Torqeedo Dropbox
Den Hauptkatalog 2022 finden Sie hier: › Katalog 2022
Der Preis für die europäische Yacht des Jahres geht erneut an: Saffier
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