iYacht Torqeedo
iYacht Torqeedo
iYacht Torqeedo

Segelyacht, Sportboot, Unterwasser-Scooter, Eisklasse-Katamaran – geht es nach Udo Hafner von iYacht, wird jedes Wasserfahrzeug irgendwann elektrisch betrieben werden. Hier erzählt er, warum der Bootsbau eine wirklich innovative Branche ist – und warum er gerne mit Torqeedo Ingenieuren zusammenarbeitet.

Ihre Firma heißt iYacht: Sind Sie ein großer Apple-Fan?

Das „i“ in unserem Firmennamen steht für „Innovation“, und nicht für den Einsatz von Informationstechnologien. Aber eine Sache haben wir mit der berühmten Firma aus Cupertino, Kalifornien, vielleicht doch gemeinsam: Wir interessieren uns für neue Dinge und möchten die Welt zum Positiven verändern.

Was interessiert Sie als Ingenieur am Bootsbau?

Zum einen bin ich auf den Seen von Österreich groß geworden und liebe es, auf dem Wasser zu sein. Zum anderen will ich als Ingenieur immer Probleme lösen: Und es gibt wenig Umgebungen auf unserem Planeten, wo die Bedingungen so extrem sind wie auf den Weltmeeren. Mich motiviert, dass Boote einen enorm hohen Anspruch an Funktionalität und Design haben – alle Systeme müssen optimal funktionieren. Und mir gefällt, dass man in unserem Bereich riesige Sprünge machen kann.

Wie meinen Sie das?

Während Innovation beispielsweise in der Automobilindustrie manchmal eher langsam und schwerfällig abläuft, sind wir im Yachtbau viel agiler: Die kleinen Stückzahlen und die Tatsache, dass viel Handarbeit im Spiel ist, führt dazu, dass der Weg von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt oft nicht weit ist. Man kann viel ausprobieren. Und auch ein kleines Team wie das unsere, in dem zehn Designer, Ingenieure und Naval Architects arbeiten, kann wirklich Neuartiges schaffen.

Sie arbeiten regelmäßig mit Elektromotoren: Haben Sie ein Lieblingsprojekt?

Ende 2019 haben wir für ein Waldorf-Astoria-Resort auf den Malediven neue, vollelektrische Tourboote für 16 Passagiere entworfen, die den traditionellen Transportbooten der Inseln, den sogenannten Dhonis, nachempfunden sind.

iYacht entwarf die erste elektrische Variante eines Dhonis, einer traditionellen Bootsform auf den Malediven.

Was zeichnet Dhonis aus?

Die Boote sehen ein wenig aus wie Daus, die traditionellen arabischen Segelschiffe. Aber rund um die Malediven gibt es wenig Wind, weshalb sie heutzutage meist mit Motor laufen. Dhonis haben einen vergleichsweise flachen Rumpf und sind sehr effizient: wenig Widerstand, hohe Zuladung. Ich mag es gerne, wenn man moderne Technologien mit alten Seefahrertraditionen verbinden kann. Mit dem Deep Blue 25 kW Antriebssystem und der 40 kWh BMW i3 Batterie können die Boote stundenlang zwischen den Inseln cruisen – ohne CO2-Emissionen. Neben dem geringen Wartungsaufwand ist die Nachhaltigkeit eines der wichtigsten Alleinstellungsmerkmale für die Auftraggeber. Die Malediven sind akut vom Klimawandel bedroht. Wer will da schon mit einem knatternden Verbrenner auf dem Wasser unterwegs sein?

Was war die größte Herausforderung bei dem Projekt?

Unser Kunde wollte zunächst, dass die elektrischen Dhonis auch auf den Malediven gebaut werden. Wir merkten jedoch schnell, dass wir die Leistungsanforderungen nur mit einem Hochvoltsystem erfüllen können. Und dafür braucht es Spezialisten. Mit der Hilfe von Torqeedo, die weltweit exzellent vernetzt sind, haben wir einen Konstruktionspartner in Dubai gefunden, der Erfahrung mit Deep Blue Systemen und hohen Wassertemperaturen von mehr als 35 Grad Celsius hat. Nach dem Bau und den Seetests wurden unsere Dhonis in Millimeterarbeit in ISO-Container verpackt und auf die Malediven verschifft. Ich freue mich schon sehr darauf, wenn dort nach dem Corona-Lockdown das Leben wieder beginnt und die ersten Touristen einsteigen.

Die Dhonis wurden in Dubai gebaut und dann per Seecontainer auf die Trauminseln gebracht. Eine logistische Meisterleistung.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Torqeedo?

Mir gefällt die Mischung aus Industrie und Start-up-Mentalität. Zum einen bekommt man bei Torqeedo serielle Produkte, die rigorosen Tests unterzogen werden. Zum anderen denken sie wie ein Start-up, das sehr schnell reagiert und auch radikale Ideen umsetzen kann.

Welche E-Boot-Projekte haben Sie begeistert?

Wir haben gemeinsam mit Torqeedo einen seegängigen vollelektrischen Katamaran aus Aluminium entwickelt, der die Eisklasse hat und bald in einem isländischen Fjord eingesetzt werden soll – es fehlt nur noch eine Zulassungsgenehmigung. Und wir arbeiten an einem elektrisch betriebenen Unterwasser-Scooter, mit dem auch Menschen ohne Tauchschein die Unterwasserwelt kennenlernen können. Elektromobilität erobert langsam alle Bereiche der Welt.

Dieser Eisklasse-Katamaran wird mit zwei Deep Blue Motoren betrieben und soll bald in einem isländischen Fjord in Betrieb gehen.

Welche Technologie wird die Elektromobilität in den kommenden Jahren Ihrer Meinung nach weiter vorantreiben?

Elektromobilität hat eine große Zukunft. Die Leistungsfähigkeit der Batterien und Antriebssysteme wird sich weiter erhöhen, sodass neue Anwendungsfelder – immer größere Boote und Reichweiten – erschlossen werden. Schon heute planen wir große Hybrid-Yachten mit mehr als 30 Meter Länge. Ein wichtiger Punkt ist für mich auch die Infrastruktur an Land: Um den nächsten Schritt zu machen, müssen wir die Ladeeinrichtungen in den Häfen verbessern. Dafür braucht die Schifffahrtsindustrie die Unterstützung von Wassersportklubs, Stadtverwaltungen und Regierungen. Nur gemeinsam können wir das neue Mobilitätssystem aufbauen.

Mehr Informationen:

Hochauflösende Fotos finden Sie in der:   › Torqeedo Dropbox

Den Produktkatalog 2020 finden Sie hier: › Katalog 2020


„Auch für radikale Ideen bereit“

28 MAI 2020 • 5 MIN LESEZEIT
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