Wie RAND Boats das erste nachhaltige Motorboot der Welt entwickelte – mit Upcycling-Materialien und einem starken, geräuschlosen Elektroantriebssystem von Torqeedo. Das Mana 23 ist für ein soziales, nachhaltiges Zeitalter des Bootfahrens konzipiert, erklärt Carl Kai Rand.
Kopenhagen ist für seine Radwege berühmt, doch ein mindestens ebenso guter Weg durch die Stadt sind die zahlreichen Kanäle, die sich durch Dänemarks Hauptstadt ziehen: Auf dem Wasser fließt der Verkehr. Ganz gleich, ob man schnell von A nach B kommen oder die Sehenswürdigkeiten aus einer neuen Perspektive betrachten will. Altehrwürdige Backsteingebäude wechseln sich ab mit neuen architektonischen Meisterwerken. Das direkt am Hafen gelegene Opernhaus, der „schwarzer Diamant“ genannte Neubau der Dänischen Königlichen Bibliothek oder die farbenfroh leuchtenden Häuser am Nyhavn – Postkartenmotive, wohin man blickt.
Carl Kai Rand ist oft hier unterwegs. Die Entwürfe des dänischen Bootsbauers sind leise, kraftvoll und stylish und eines mit Sicherheit nicht: langweilig. Für Rand ist „langweilig“ eines der schlimmsten Schimpfwörter überhaupt. Denn es bedeutet, dass man die Dinge und ihre Beziehung zur Welt nicht neu denkt, sondern nur das tut, was immer schon getan wurde.
Ein Kern aus recycelten Plastikflaschen
Ihm geht es um die Frage, was ein Motorboot im 21. Jahrhundert eigentlich sein und leisten soll. Die Antwort darauf liefert er mit Mana 23, einem 5,5 Meter langen Daycruiser, laut Rand das „grünste Powerboot der Welt“. Konkret bedeutet das, dass im Vergleich zu ähnlichen Modellen nur die Hälfte des Materials verwendet wird. Der Schaumstoffkern besteht aus recycelten Plastikflaschen, Deck und Tische sind aus nachhaltig angebautem Holz gefertigt. Die Mana 23 wird rein elektrisch von Torqeedo Systemen angetrieben. Zusätzlich sind Solarpaneele verbaut, um noch mehr Off-grid-Funktionalität zu gewährleisten.
Ein paar Kompromisse muss Rand noch eingehen, um den Mittelweg zwischen Design und nachhaltiger Herstellung, zwischen langem Lebenszyklus und robustem Produkt zu gehen. Einige der verwendeten Harze etwa sind nicht zu 100 Prozent nachhaltig hergestellt. „Betrachtet man die Verbesserungen in den letzten Jahren, sind wir nicht mehr weit entfernt“, sagt Rand.
Das Mana 23 wird rein elektrisch von Torqeedo Systemen angetrieben. Zusätzlich sind Solarpaneele verbaut. (Credit: RAND Boats)
Für Carl Kai Rand ist ein Boot nicht einfach nur ein Fortbewegungsmittel. Er nennt es „soziale Plattform“. Was das bedeutet? Dass Fragen der Ergonomie und schöner Gestaltung neu gestellt werden müssen: Wie sind die Sitzflächen angeordnet? Welches ist das beste Verhältnis von Intimität und Distanz? Wer ist der wichtigste Mensch an Bord? Laut Carl Kai Rand sollte sich selbst der Kapitän fühlen, als wäre er ein Passagier.
Bootfahren, sagt Rand, sei wohl eines der bewegendsten Hobbys, die es gibt. Es geht also nicht nur darum, ein funktionales Boot zu bauen, das möglichst leicht zu unterhalten ist. Man muss seine Hand darüberstreichen lassen wollen. Nur flache Oberflächen und gerade Linien seien – Achtung Schimpfwort – langweilig. „Damit erreicht man die Menschen nicht“, sagt Rand. Ihm gehe es um Spannung und organische Faszination.
Neue Wege für die Branche
Spricht man mit Carl Kai Rand, spürt man die Leidenschaft, die ihn antreibt. An Denkblockaden der Branche arbeitet er sich gerne ab. Irgendwann waren große amerikanische Powerboote vielleicht mal ein Statussymbol, sagt er. Aber das sei vorbei. An Bord eines spritschluckenden Bootes über das Wasser zu jagen, umgeben von Lärm und Abgasen, sei doch uninteressant. „Die maritime Industrie ist sehr traditionell“, meint Rand. „Aber das ist auch unsere größte Chance, neue Wege zu finden und die Natur auf neue Art und Weise zu erleben.“ Umso wichtiger sind für den Bootsvordenker verlässliche Partner. „Wir sind natürlich sehr glücklich darüber, dass Torqeedo schon so viele Jahre so hart an einem Umdenken in puncto Antriebe arbeitet“, sagt Rand. Die Kooperation der beiden Firmen läuft seit acht Jahren, er verbaute bereits die erste Generation des Cruise Außenbordsystems. „Wir brauchen einen mutigen Marktführer, um Segmente innerhalb der Industrie zu finden, für die Elektrifizierung die beste Option ist.“
Obwohl es noch immer ein vergleichsweise neuer Markt ist, hat RAND Boats inzwischen viele Erstkunden. „Das liegt auch am Plug-and-play-Charakter der Torqeedo Systeme“, so Rand. „Man weiß genau, wie viel Ladung noch vorhanden ist, hat jederzeit ein genaues Wissen darüber, was in der Maschine vor sich geht, und wenn man wieder anlegt, steckt man einfach das Kabel ein.“ Eine „worry-free experience“ nennt der Bootsdesigner das. Und die sei auch für viele Menschen, die schon Bootsbesitzer sind, ein Grund umzusteigen. Um für noch mehr Akzeptanz bei der Zielgruppe zu sorgen, gelte es jedoch, noch einige Hürden zu überwinden. „Die limitierte Reichweite müssen wir als Bootsdesigner umschiffen“, so Rand. Aber auch hier gelte es, Boating neu zu denken. Ist es überhaupt zwingend nötig, dass ein Freizeitcruiser wie die Mana 23 die gleiche Reichweite hat wie ein dieselbetriebenes Boot? Wer will an einem Sonntag denn überhaupt richtig weit fahren? Carl Kai Rand fragt: Was will man auf einem Boot eigentlich den ganzen Tag tun – und welche Bedürfnisse und technischen Anforderungen entstehen dadurch?
Shared Electric Mobility auf dem Wasser: GoBoat hat seit 2014 in Städten wie London und Melbourne 800.000 Tonnen CO2 eingespart. (Credit: RAND Boats/GoBoat)
Um die persönlichen Mobilitätsbedürfnisse der Menschen zu befriedigen, hat Carl Kai Rand zusammen mit zwei Partnern im Jahr 2014 das Unternehmen GoBoat gegründet, das die Idee der Shared Mobility aufs Wasser bringt, rein elektrisch, versteht sich. Anmieten und ablegen. „Auch im urbanen Kontext empfinden Menschen ein großes Gefühl von Freiheit auf dem Wasser. Wir versuchen, das jedem möglich zu machen, auch wenn er selbst kein Boot besitzt. Alles, was man braucht, ist ein Zugang zum Wasser“, sagt Rand. Heute hat das Unternehmen mehr als 100 Angestellte und operiert in Städten wie Kopenhagen, London und Melbourne, mehr als eine Million Menschen haben den Service seit Gründung genutzt. Die Sharing-Boote leisten bereits einen spürbaren Beitrag zur CO2-Reduktion. Mehr als 800.000 Tonnen des Klimagases wurden durch die E-Antriebe eingespart, hat man bei GoBoat berechnet.
Gemeinsames Bootfahren schafft Beziehungen
„Egal, ob es ein Angeltrip ist oder ein Ausflug mit der eigenen Mutter – wenn man zwei Personen für zwei Stunden auf ein Boot bringt, sind sie sozusagen gezwungen, eine Beziehung miteinander aufzubauen“, so Rand. Das Boot als soziale Plattform. Das Dasein auf dem Wasser lässt Grenzen überwinden. Zwischen den Menschen, aber auch zwischen dem Menschen und der Natur.
All das macht es nachvollziehbar, dass Carl Kai Rand für heutige Verhältnisse enorm positiv in die Zukunft blickt. Was man heute bereits erlebt, sei nur der Beginn. „Die Technologie entwickelt sich exponentiell. Die Herausforderung ist jetzt, sie zu etwas Humanem zu entwickeln und mit ihr unsere Welt und unsere Verbindung zu ihr zu verbessern.“ Technik, die nur um ihrer selbst willen existiert, hält der Bootsbauvisionär für – man ahnt es – langweilig. Nicht zu kompliziert und zu technisiert soll es werden. Innerhalb von wenigen Jahren, da ist sich Rand sicher, wird die E-Mobilität so nutzerfreundlich und erschwinglich sein, dass der Wandel viel schneller vonstattengehen wird, als es sich die Menschen vorstellen, die heute noch an alten Gewissheiten festhalten: „Wir werden eine völlig neue Art erleben, auf dem Wasser zu sein. Es wird fantastisch.“
Mehr Information:
Hochauflösende Fotos finden Sie in der: › Torqeedo Dropbox
Weitere Informationen zu RAND Boats: › RAND Boats
Weitere Informationen zu GoBoat: › GoBoat
Den Hauptkatalog 2021 finden Sie hier: › Katalog 2021
Den kommerziellen Katalog 2021 finden Sie hier: › Kommerzieller Katalog 2021
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