designboats baut Chill rein elektrisch
Der Schweizer Bootsbauer designboats hebt die Ästhetik von Elektromobilität auf dem Wasser auf die nächste Stufe. Mithilfe von Torqeedo-Technologie hat Mastermind Peter Minder ein neues spektakuläres Boot erdacht – und CHILL macht ihrem Namen alle Ehre.
Manchmal, meint Peter Minder, muss man bewusst gegen die Strömung steuern. Denn man dürfe sich von den Widerständen nicht irritieren lassen – nur so sei Fortschritt möglich. Minder weiß, wovon er redet. Schließlich hat er mit seiner Schweizer Bootsmanufaktur designboats vor beinahe 20 Jahren den Trend zum nüchternen Minimalismus mitgeprägt, der bis heute im Bootsbau dominiert. Für die klaren Kanten und Formen seiner Tender-Bootsserie hat er weltweit Designpreise gewonnen, in den Fachmedien wurden wahre Huldigungen verfasst.
„Damals hat der Look die Leute geradezu umgehauen“, erinnert er sich. „Erst einige Jahre später gelangte die Philosophie in den Mainstream und alle haben Kopien davon produziert.“ Die kleine Schweizer Bootsmanufaktur aus Kreuzlingen am Südwestufer des Bodensees produziert nur kleine Stückzahlen. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir eine Nische von designaffinen Early Adoptern ansprechen“, erklärt Minder. Vor einiger Zeit wurde ihm bewusst, dass auch der minimalistische Designansatz ein Ablaufdatum hat. Menschen mit höchsten ästhetischen Ansprüchen suchen heutzutage etwas anderes.
Retro-Chic und Hightech
Es war also mal wieder Zeit für etwas radikal Neues. „Wir wollten etwas umsetzen, was in dieser Form noch nie jemand auf dem Wasser gesehen hat“, sagt Minder. Die nötige Inspiration fand der Bootsbauer in der Vergangenheit. Jedoch nicht auf dem Wasser, sondern auf dem Asphalt – in den wunderschönen Rennautos aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, den Mercedes-Silberpfeilen, dem Porsche 356 oder den ikonischen Modellen der britischen Hersteller Austin-Healey und Morgan. Das Boot sollte eine Kombination von Retro-Chic und postmoderner Klarheit verkörpern. Die große Herausforderung war nun, einen Bootskörper mit einem derartigen Design zu entwerfen, ohne die Funktionalität zu vernachlässigen.
Das elektrische Torqeedo Antriebssystem der CHILL bietet eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern. Credit designboats
Heraus kam die Chill: Ein Boot, das Betrachter im ersten Moment zweifeln lässt, ob es sich nicht um eine Computeranimation handelt, wenn sie es im Hafen liegen sehen; so weich und doch bestimmt sind die Linien und Formen. Es ist ein Boot, an dem der Blick hängen bleibt – durch den aggressiven, beinahe axtförmigen Bug in Kombination mit fließenden Seiten und dem abgerundeten Heck. Privat fährt Peter Minder einen Morgan Plus 4: „Wenn man sich den Wagen so von der Seite ansieht, findet man natürlich schon Ähnlichkeiten mit dem Chill-Design.“
Die Chill ist jedoch nicht nur wegen ihres Äußeren eine Besonderheit im Produktkatalog von designboats, sie ist auch das erste Modell der Werft, das ausschließlich mit Elektromotor angeboten wird. Die Entscheidung für einen rein elektrischen Antrieb ist für Minder nur konsequent: „Immer mehr Wassersport-Enthusiasten kommen zu der Überzeugung, dass benzinschluckende Sportboote nicht mehr gesellschaftsfähig sind“, sagt er. „Deren Besitzer sehen sich inzwischen mit einem Rechtfertigungs-Notstand konfrontiert.“
Die Designsprache der Automobilklassiker – mit einem elektrischen und emissionsfreien Antrieb. Credit designboats
Aufgrund der dramatisch besseren Umweltbilanz sind Elektromotoren für Peter Minder die beste Wahl für seine Wasserfahrzeuge. Sie passen jedoch auch perfekt in das Anwendungsszenario, das ihm für die Chill vorschwebt. „Schnelle Entschleunigung“ soll man auf der Chill erleben können, durch eine einzigartige Kombination von Sportlichkeit und Savoir-vivre, Komfort und Eleganz. Und wenn der Werftbesitzer das so eloquent erklärt, ergibt selbst dieser vermeintliche Widerspruch auf einmal Sinn. Minder kann ausgiebig über die Positionierung von Bimini-Verdeck und Sitzen referieren. Die frei drehbaren Sessel im Cockpit ergeben in Kombination mit den Sitzbänken im Heck zwei komfortable Liegebänke. Das Gestänge des Verdecks ist beinahe unsichtbar im Süllbord versenkt. Alles ist hier durchdacht, nichts willkürlich.
Investitionen in elektrische Ladeinfrastruktur notwendig
Angetrieben wird das Boot von einem Torqeedo Pod-Antrieb mit 3 oder 6 kW Leistung. Die Plug-and-Play-Technik passt zu Peter Minders Designzielen: Kunden können sich bei der Akkukapazität zwischen Standard- und Long-Range entscheiden. Bei ersterer Konfiguration befindet sich der 5-kWh-Akku im Vorschiff, bei der zweiten ist eine zweite Batterie im Heck verbaut. „Ein Elektroboot verlangt optimale Effizienz und Effektivität“, erklärt Minder. „Dies erzielen wir durch optimal berechnete Unterwassergeometrien.“ Der ultraleichte Rumpf besteht aus einer im Prepreg-Verfahren hergestellten Hightech-Composite-Konstruktion aus hochwertigem Strukturschaum mit Decklaminaten aus glasfaserverstärktem Epoxidharz.
Die Torqeedo Batterien werden über Nacht mit normalem Landstrom vollständig aufgeladen.
Minder und sein Team setzten von Anfang an auf ein reines Verdrängerkonzept. In reiner Verdrängerfahrt benötigt das Boot lediglich 1 kW Vortriebsleistung und kann so in der Long-Range-Konfiguration bis zu zehn Stunden am Stück fahren. Bei einer optimalen Reisegeschwindigkeit von 10 km/h ergibt das eine sagenhafte Reichweite von bis zu 100 Kilometern. Das Boot kann an jeder normalen 230-V-Steckdose über Nacht komplett geladen werden – und ist am nächsten Tag wieder startbereit.
„Die Systeme von Torqeedo kommen aus einer Hand, was es uns als Bootshersteller ermöglicht, uns auf unsere Kernkompetenzen zu konzentrieren“, sagt Minder. Er weiß, wovon er spricht, denn er arbeitet seit vielen Jahren eng mit den Ingenieuren und dem technischen Supporteam von Torqeedo zusammen.
Um Elektromobilität auf dem Wasser weiter auszubauen, benötigt man laut Peter Minder weniger neue Technologien als politische Entscheidungen: „Die Seen in der Schweiz, aber auch im Nachbarmarkt Norditalien haben in Sachen Elektro-Infrastruktur noch einigen Nachholbedarf.“ Nach Meinung des Bootsbauers müsste hier der Gesetzgeber über politische und wirtschaftliche Anreize regelnd eingreifen, um entsprechende Lademöglichkeiten in den Marinas als auch bei Anlegestellen der Ufer-Gastronomie zu schaffen. „Es muss möglich sein, während dem Mittagessen das Boot schnell zu laden“, sagt Peter Minder. Damit die Bootsbesitzer nach kurzer Pause wieder die Zeit auf dem Wasser genießen können, ohne Emissionen und im Einklang mit der Natur.
Mehr Informationen:
Hochauflösende Fotos finden Sie in der: › Torqeedo Dropbox
Den Hauptkatalog 2022 finden Sie hier: › Katalog 2022
Katalog für gewerbliche Anwendungen 2022: › Katalog für gewerbliche Anwendungen 2022
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